Fremdkörper in Lebensmittel
Mit den neuen technischen Möglichkeiten haben sich die Erwartungen der Kunden in Bezug auf das Auftreten von Fremdkörpern deutlich verschärft. Fremdkörper sind physikalische Festkörper, die nicht Bestandteil der Rezeptur sind und sensorisch erkannt werden können. Hierzu zählen insbesondere Glassplitter, Steine oder Metallteile, Holz und Kunststoff unterschiedlichster Herkunft.
Auch organische Verunreinigungen, z. B. Insekten, Maden oder kleinere Nagetiere können ein Produkt verunreinigen und ekelerregend wirken. Fremdkörper können sowohl von außen in das Produkt als auch durch Fehler in der Prozessführung entstehen. Letztendlich ist die Fremdkörpererkennung immer ein kritischer Steuerungspunkt (CCP). Fremdkörper sind manchmal gefährlich, aber immer unerwünscht! Nicht nur das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFBG), auch der IFS legen fest, dass Lebensmittel frei von Fremdkörpern sein müssen.
Konsumenten sollen vor gesundheitlichen Schäden geschützt werden. Detektoren für Fremdkörper werden nicht nur eingesetzt, um möglichst störungsfreie Prozesse und eine maximale Produktivität zu erreichen, sondern im Bereich der Lebensmittel vor allem wegen der Produktsicherheit.
Maßnahmen Fremdkörpermanagement
Als präventive Maßnahmen sollten Wareneingangskontrollen, regelmäßige Schulungen zur Personalhygiene und Fremdkörpermanagement sowie regelmäßige Audits bei Vorlieferanten vorgenommen werden. Darüber hinaus sollten Reparaturen an Maschinen nicht während der laufenden Produktion durchgeführt werden.
Die Detektion kann dann entweder durch Sichtkontrolle (visuelle Erkennung durch Kontrollpersonen) oder aber durch die Installation von geeigneten Kontrollgeräten zur automatischen Erkennung und Ausschleusung von Fremdkörpern aus dem Produktstrom erfolgen.
Methoden Fremdkörpermanagement
Generell können verschiedene Techniken und Methoden eingesetzt werden:
Im Folgenden werden die Metallsuchtechnik, die Röntgeninspektion sowie die optische Verlesung tiefergehend dargestellt.
Metallsuchtechnik
Die induktive Metalldetektion ist eine bereits seit Jahrzehnten im Einsatz befindliche Technik zum Aufspüren von Metallen, jedwelcher Art, in losen oder verpackten Lebensmitteln. Das Sortierprinzip hierbei ist die elektrische Leitfähigkeit. Im Allgemeinen sind Metalldetektoren mit einer Sender- und zwei Empfängerspulen ausgestattet. Durch die Senderspule wird ein dauerhaftes elektromagnetisches Wechselfeld erzeugt. Passiert eine metallische Verunreinigung den Detektor, kommt es zu einer Störung dieses Wechselfeldes. Diese Störung wird von den beiden Empfängerspulen erkannt.
Das dadurch entstehende Signal wird durch die Elektronik ausgewertet und aktiviert eine entsprechende automatische Ausschleusung des verunreinigten Produkts, z. B. in einen abschließbaren Behälter mit Füllstandssensor. Es existieren verschiedene Ausführungen von Metalldetektoren, sodass nahezu die komplette Produktrange der Lebensmittel auf metallische Verunreinigungen geprüft werden kann:
Die Detektionsempfindlichkeit ist von mehreren Faktoren abhängig:
Je höher die Öffnung, desto weniger kann detektiert werden. Eine Faustregel beziffert die Erkennungsgröße eines Metallsuchgerätes mit einem Kugeldurchmesser von 0,8 % bis 1 % der jeweiligen Durchlasshöhe des Suchkopfes (bezogen auf Eisenmetalle).
Produkteffekt
Salz- und Essiglaken, Senf, Ketchup usw. haben beispielsweise einen hohen Produkteffekt. Ebenso spielt die Produkttemperatur eine wichtige Rolle. Trockene Produkte, z. B. Mehle, Pulver und Granulate aber auch tiefgefrorene Produkte, bei denen das Wasser durch die niedrigen Temperaturen gebunden ist, haben einen geringen Produkteffekt. Die Elektronik kompensiert diesen Produkteffekt. Die Ansprechempfindlichkeit wird umso schlechter je stärker die erforderliche Kompensation ist. Metalldetektoren stellen sich im Lernmodus automatisch auf den jeweiligen Produkteffekt ein.
Einbauart bzw. Umwelteinflüsse
Elektromagnetische Felder, die von anderen Maschinen oder Anlagen erzeugt werden, können die Empfindlichkeit eines Metalldetektors beeinflussen. Es sind dann Abschirmmaßnahmen erforderlich.
Röntgeninspektion
Seit 1990 setzt man bereits die Röntgeninspektion für Lebensmittel ein. Vorreiter waren hier vor allem die Babynahrungshersteller. Neben der hervorragenden Erkennungsempfindlichkeit für Edelstahl sowie Eisen- und Nichteisenmetalle kann man mit der Röntgeninspektion auch Glas, Keramik, Knochen und Steine aufspüren. Es gibt einige Hersteller, die mittels Röntgeninspektion auch bestimmte Kunststoffarten und Gummi zuverlässig finden wollen. Es ist hier in jedem Fall angeraten, produktspezifische Tests im Vorfeld einer Investition in eine solche Maschine durchzuführen.
Eine besondere Herausforderung stellt das Aufspüren von Glassplittern in Glasbehältern oder von metallischen Verunreinigungen in Metallverpackungen dar. Auch hierfür bietet der Markt Lösungen an.
Die Röntgenstrahlung ist eine Form elektromagnetischer Strahlung mit kurzer Wellenlänge. Sie durchdringt Materialien, die für sichtbares Licht undurchlässig ist. Die Durchlässigkeit eines Materials für Röntgenstrahlung ist vor allem von seiner Dichte abhängig. Verborgene Fremdkörper absorbieren mehr Röntgenstrahlung als das sie umgebende Produkt.
Jedes Produkt wird bei der Röntgeninspektion im Durchlauf „gescannt“. Es entsteht ein Graustufenbild. Im Vorfeld hat man der Geräte-Software einen vordefinierten akzeptablen Standard „eingelernt“, mit dem die entstehenden Graustufenbilder verglichen werden. Weicht ein Bild von diesem Standard ab, aktiviert das entsprechende Signal einen Ausschleusemechanismus.
Für die Untersuchung von flachen Verpackungen, z. B. Pizzen, Fertiggerichte oder lose geschütteten Produkten wie Nüssen oder Rosinen setzt man Systeme ein, die das Produkt vertikal durchleuchten. Hohe, stehende Produkte wie Flaschen, Gläser oder Dosen werden horizontal durchleuchtet. Hierzu wurden Systeme entwickelt, die mit bis zu 4 Röntgenquellen arbeiten, um die Gebinde in verschiedenen Winkeln zu prüfen. Eine Quelle wird hierbei zur Inspektion des Glas- oder Flaschenbodens eingesetzt, auf dem sich Fremdkörper bei Getränken oder flüssigen Produkten absetzen werden.
Neben der Fremdkörpererkennung können Röntgenscanner auf für folgende Qualitätskontrollfunktionen eingesetzt werden:
Prüfkörper (Teststäbchen, Testkarten etc.) dienen als Prüfmittel zur Überprüfung von Metallsuchgeräten und Röntgendetektoren im Rahmen der Qualitätssicherung. Im Inneren des Prüfkörpers befindet sich eine zertifizierte Kugel aus Metall, Glas oder Keramik. Zur Überprüfung lässt man den Prüfkörper gemeinsam mit dem Produkt durch das Metallsuchgerät oder den Röntgendetektor fahren. Somit lässt sich einfach überprüfen, ob das jeweilige Gerät diese Kugel sicher findet. Empfehlenswert für den Zeitpunkt dieser Prüfungen ist jeweils vor, mitten und am Ende einer Produktionscharge.
Optische Sortiersysteme für lose Produkte
Für die Fremdkörpererkennung bei nicht verpackten, losen Produkten können neben den eben aufgeführten Metall- und Röntgendetektoren auch optische Sortiersysteme eingesetzt werden, die neben dem Aufspüren von Fremdkörpern und Verunreinigungen auch nach Farbe und Form sortieren können. Meist wird hierbei eine Kombination aus verschiedenen optischen Systemen eingesetzt.
Kameraverlesung
Hochgeschwindigkeitskameras (monochrom als auch RGB) überprüfen das Produkt auf dem Förderband oder im freien Fall. Die Fehlererkennung beschränkt sich dabei nicht nur auf das sichtbare Spektrum, sondern nutzt darüber hinaus infrarote, ultraviolette und andere Spektren. Kameras haben den Vorteil, dass sie in unterschiedlichen Winkeln positioniert werden können, um das Produkt von bis zu 6 Seiten zu überprüfen.
Lasersortierung: Lasersortierer werden für Anwendungen verwendet, die sowohl eine Farb- als auch eine Struktursortierung benötigen, z. B. Rosinen, Garnelen, Gemüse, Obst, Tabak und Nüsse. Man erkennt mit der Lasersortierung Verunreinigungen, selbst wenn Gutprodukt und Fremdmaterial dieselbe Farbe haben. Neben der Sortierung nach Farb-, Struktur-, Größen- und Formunterschieden kann auch nach biologischen Eigenschaften sortiert werden, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. So kann mit speziellen Lasern z. B. Chlorophyll oder Aflatoxin erkannt werden. Darüber hinaus ist eine Sortierung aufgrund des Wassergehalts möglich: So kann man z. B. in TK-Produkten Holz oder Kunststoffe aufspüren.
Fazit
Anweisung
Fremdkörpervermeidung in Lebensmitteln
Ein großes Risiko bei der Herstellung von Lebensmitteln ist die Verunreinigung mit Fremdkörpern. Splitternde und feste Stoffe stellen ein hohes Verletzungsrisiko dar.
Liste der Fremdkörper
Im Rahmen der Gefahren-Analysen zur Erstellung der HACCP-Verfahren wird das Risiko der Fremdkörperkontamination für die einzelnen Produkte bewertet. Fremdkörper gehören zu den physikalischen Risiken.
Folgende Fremdkörper können als mögliche Gefahren für Lebensmittel identifiziert werden:
Vermeidung verhaltensbedingter Kontaminationen
Ein großer Teil der möglichen Kontaminationsrisiken lässt sich durch klare Verhaltensregeln ausschließen. Damit wird sichergestellt, dass bestimmte Fremdkörper gar nicht erst in die Produktion gelangen.
Folgende Regeln gelten daher für die Produktion:
Vermeidung prozessbedingter Kontaminationen
1. Wareneingang
2. Produktion
über alle splitterbaren Gegenstände im Bereich der Verarbeitung, Lagerung und Verpackung von Lebensmitteln wird ein sog. Glas-Register geführt.
3. Warenausgang
Anlagen: